indem sich Dinge angeschaut werden, wo man im Grunde vorher weiß, das dies nicht so die beste Idee ist. Man weiß das und tut es aber trotzdem.
Gestern musste ich das tun, ob nun bewusst oder unbewusst, keine Ahnung, also habe ich mir mehrere Stunden Videos über den Maßregelvollzug / Forensik angeschaut. Sogenannte Dokus, klar ist das ist ein Video und ja nach Ursprung bilden diese Dokus vielleicht auch nicht die Realität wieder.
Eines war dabei, da war ich absolut schockiert darüber wie das Personal da so drauf ist, das war eine Doku über Frauen im Maßregelvollzug, ok, da wurde auch nicht klar gesagt warum die dort sind. Aber den Umgang mit den kranken Frauen fand ich ganz fürchterlich, das Personal absolut Empathielos, anstatt Bedarfsmedikation wurde als Alternative die Fixierung angeboten, bei Selbstverletzungsdruck und Suizidideen. Die Betroffene hat von sich aus den Kontakt zu den Pflegerinnen gesucht und ihre momentane Gefühlslage geschildert und nach Bedarfsmedikation gefragt und als Antwort kam, ne das gäbe es nicht, sie könne sich aber freiwillig fixieren lassen. Uff …! Keine Ahnung hilft da nicht eher einfach ein Beziehungsaufbau und ein Gespräch? Gibt es nicht extra dafür auch Bedarfsmedikation? Sieht so ein Therapie aus? Was macht das mit einem seelisch kranken Menschen so eine Fixierung, vor allem im Hinblick darauf das noch gar nichts passiert ist, erstmal prophylaktisch fixieren anstatt was anderes zu versuchen?
Im Laufe der Doku wurde auch klar, wie die mit den Menschen dort gesprochen haben, keinerlei Empathie, nichts. Die eine Pflegerin sagte sie hätte keine Ahnung gehabt davon was es heißt in der Forensik zu arbeiten, keinerlei Vorkenntnisse und solche Menschen werden auf seelisch kranke Menschen losgelassen? Klar ist das nur ein Teil was da gezeigt worden ist, aber ich frage mich, wie sollen die denn wieder Ansatzweise gesund werden können? Da wurde ein Patientin über Wochen in einen Beobachtungsraum eingesperrt ohne Beschäftigungsmöglichketen in eine nackten Raum 24 Stunden Videoüberwacht. Ist das eine adäquate Therapie? Trinken wurden rationiert mit der Begründung das die Patienten wissen würden das sie ihre Medikamente wieder ausschwemmen würden wenn sie viel trinken. Warum spricht man nicht mit den Menschen und erklärt ihnen das was man dort macht? Ist das nicht eher Verwahrung als Therapie?
Wenn ich mir überlege ich erzähle Mister X von Suizidgedanken und Selbstverletzungsdruck und der sagt na dann fixieren wir sie jetzt erstmal für die nächsten Stunden oder gar Tage, was soll das bringen? Dann würd ich beim nächsten mal nämlich genau das nicht mehr erzählen. Wem auch immer sei Dank wurden wir noch nie fixiert in einer Klinik, ich weiß auch gar nicht ob die da sowas machen, ok, in einer Psychiatrie waren wir noch nie. Wobei wir mal eine Einweisung hatten, das diente uns als Skill, klingt verrückt, war aber so mit diesem Zettel in der Tasche gab es etwas Sicherheit, wir konnten das damals auch gut begründen, da hatten wir Angst vor uns selber, also das Gefühl als könnten wir nicht mehr garantieren, das wir sicher stellen können uns nichts an zu tun. Die Einweisung in der Tasche war der Rettungsanker, da wir dachten naja wenn wir dort hingehen, schicken die uns ohne Einweisung sowieso wieder weg. Was im Kopf halt manchmal so abgeht, allerdings waren wir zu dem Zeitpunkt schwer depressiv. Wobei ich heute ja weiß das es eine von uns war die eben vorne war, sozusagen.
Heute fühlt ich das anders an als damals, keine Ahnung ob das verständlich ist. Da wussten wir auch noch null davon das wir angeblich viele sein sollen. Hahaha, stand zwar DIS im Entlassungsbericht, aber was das ist wusste hier keiner hat auch nie einer thematisiert oder uns erklärt. Da stand dann sowas wie dissoziative Symptomatik und Konversionsstörung .
Dann wurden sich verschiedene Videos angeschaut vom Maßregelvollzug da war ich dann richtig pissig und aufgeregt, aber ausschalten konnte ich auch nicht. Reine Sexualstraftäter, welche jammerten wie schlecht da alles wäre, aber gleichzeitig zusammen beim grillen saßen im Garten der Anstalt. Ein zwei die interviewt worden sind redeten klar darüber was sie gemacht haben (sich an Kindern vergriffen und getötet, warum zum Henker muss ich mir sowas ankucken??) die aber auch sagten sie wäre eine Gefahr und wollten da gar nicht mehr raus.
Andere beschwerten sich darüber das die Gesellschaft sie stigmatisieren würden, ein Elternpaar wurde auch interviewt, diese sagten doch noch in die Kamera das sie dem Opfer nicht glauben würden und ihr armer Sohn, da ist mir fast die Hutschnur geplatzt. Es wurde dann auch gezeigt und gesagt was für Therapien dort stattfinden und da hätte ich fast kotzen können, wenn man bedenkt wie wir betroffene um jeden Scheiß kämpfen müssen, um jeden Scheiß und die Täter haben im Grunde noch nicht mal Existenzängste, müssen keine Miete bezahlen und all das, klar, sie haben ihre Freiheit verloren aber das haben wir betroffene doch auch und bei uns kommt noch hinzu das wir um Hilfe schon fast betteln müssen. Und frei, sind wir doch auch nicht. Als dann die Anstaltsleitung noch sagt das ein Tag dort 250,- Euro kostet und es da schon Leute gibt die 13 Jahre dort sind und immer noch therapiert werden da hätt ich in den Bildschirm schlagen können. Als dann noch jemand sagt von denen die dort arbeiten das gehöre zum humanistischen Menschenbild und Verantwortung denen zu helfen. War es komplett vorbei, hahaha, humanistische Hilfe, klar, für Täter und die Betroffenen der Straftaten, was ist mit denen? Ich muss mich erklären warum ich nicht funktioniere und Therapie auf Krankenkassenkosten hahaha, ein Witz, da gibt es x Stunden und man ist fertig. 250,- Euro am Tag … das sind im Jahr 91.250 Euro, wenn ich mir überlege wie viele Therapiestunden das für eine Betroffene von sexuellen Missbrauch wäre, yeah. Vom Fond (den ich gut finde, nicht das dies einer missversteht!) gibt es für Betroffene 10.000 Euro, das sind, wenn man sie in Therapie investiert im Schnitt 100 Stunden. Ich hab mal zu meinem Mann gesagt, vielleicht müsste man einfach straffällig werden, wenn man Glück hat kriegt man dann auch ausreichend Therapie, so wie man sie tatsächlich auch benötigt. Das macht mich so wütend, echt, das kann sich keiner vorstellen.
Mir ist klar, das diesen Menschen auch geholfen werden sollte, klar, aber ich finde das einfach nur unfair, unfair den Betroffenen gegenüber, ich komme mir wie ein Bitsteller vor und ich muss auch noch alle anderen Dinge alleine regeln, um alles finanzielle und um alles was das tägliche Leben so mit sich bringt, überall kämpfen und einigermaßen funktionieren um irgendwie zu überleben. Eingesperrt fühl ich mich auch, ich kann zwar rein theoretisch alles machen und habe keine Gitter vor meinen Wohnungsfenster aber die Mauern und Gitter habe ich ihn mir drin.
An die Opfer denkt doch so gut wie keiner und das kotzt mich so an, das will man nicht sehen und nicht hören. Keiner!
Mir ist auch klar, das ich so nicht weiterkomme, wenn ich diesen Gedanken nachhänge und mir das angucke. Ich habe mir das aber nicht ausgesucht und Hilfe kriegt man nicht einfach als Betroffene. Warum ist das so schwierig das wir als Betroffene auch die Hilfen bekommen genau so wie wir sie brauchen? Warum? Warum müssen wir ständig uns erklären und all das. Zum kotzen! Die haben unser Leben versaut, wenn das im Bewusstsein ankommt, müssen wir die Scherben aufsammeln und sind oft alleine ohne Unterstützung und Hilfen und dann müssen wir zu sehen wie wir klar kommen und gucken was man aus den Scherben neues erschaffen kann, defakto ist das Leben aber beendet, auch wenn wir noch auf dieser Welt laufen, das ist auch lebenslänglich so oder so und wir müssen uns irgendwie arrangieren und klarkommen mit dem was da ist oder eben nicht mehr da ist oder nie da gewesen ist da es zu einem Zeitpunkt anfing an dem noch gar nichts da war, wo wir erst hätten schöne Dinge und all das erleben hätten sollen. Haben wir aber nicht, wir waren mini und schon kaputt.